Die hochgelobte Frequenzversteigerung in Mainz scheint eine familiäre Geschichte zu bleiben.
Kein Wunder, denn diesmal sind die vier etablierten Netzbetreiber ganz unter sich. Neue „Spieler“, wie vor 10 Jahren gibt es nicht. Warum also sollten sich die vier in ungeahnte Höhen hochsteigern? Der Kunde müßte es ausbaden.
Klar, Finanzminister Schäuble wird das vermutlich nicht so toll finden, „nur“ 180 Millionen Euro stehen im Moment (Runde 31) auf der Uhr.
An den 8 Milliarden Euro für eine UMTS-Lizenz haben beispielsweise E-Plus und KPN bis heute zu knabbern, Konsortiumspartner „Drei“ (Hutchison Hong Kong) war damals wenige Sekunden vor Schluß ausgestiegen und überliess den Holländern und ihrer deutschen Tochter die ganze Summe zur Zahlung. Sinkende Endkundentarife haben damals manche Kalkulation vernichtet.
Was haben wir jetzt: Je zwei Blöcke bei 800 MHz für Vodafone D2 und o2, je einen für T-Mobile und E-Plus. Dafür ist die Telekom auf 1,8 GHz ganz gut dabei. Ein gut durchmischtes Ergebnis auf den anderen Bändern, wobei auch E-Plus genügend abgekommen hat.
Das bei der Auktion gesparte Geld sollten alle Mobilfunker jetzt ganz schnell in einen möglichst flächendeckenden Netzausbau stecken: Grundsätzlich mit GSM und EDGE wirklich alle bewohnten, belebten und befahrbaren Ecken des Landes ausbauen (da gibts noch einiges zu tun!) und dann mit UMTS/HSPA nicht nur die Ballungsräume sondern auch weniger besiedelte Regionen nachrüsten und dann – soweit schon Frequenzen verfgbar – zügig mit LTE loslegen, gemäß den strengen Vorgaben der Netzagentur.
Durch einen beherzten Ausbau der Backbone Verbindungen können die Netzverstopfungen beseitigt werden und selbst bei den derzeitig niedrigen Preisen ließe sich dann Geld verdienen, wenn die Kunden endlich dieses „Mobilfunk ist teuer“ Gefühl verlieren und sich auf die möglichen Angebote konzentrieren können.
Bei 9 Cent/Minute und vielen Flatrates kann heute schon günstig telefonieren, beim Datenbetrieb ist die Schere zwischen „Internet by call“ und Flatrates immer noch zu groß. Viel zuviele surfen noch ungewollt für 9 oder 19 Euro pro MB und solche Schocks verderben das „Kundenerlebnis“. Minutentarife sind bei „allways on“ Verbindungen einfach lebensgefährlich, mit Volumen-Preisen von deutlich unter 50 Cent/MB für alle Kunden müßte es losgehen, dazu Tagesflats, Datenpakete und zwar für alle Kunden ohne Zwang, seinen Sprachtarif aufgeben oder verschlechtern zu müssen. Und das gesparte Geld könnte für eine gründliche Tarifentrümpelung ausgegeben werden.
Die künstliche Aufsplitterung des Marktes mit unendlich neuen Marken sorgt nur für Verunsicherung und vergrätzt Stammkunden.
Ob die Branche das endlich versteht?
Schau mer mal.
Schlagwörter: Bundesnetzagentur, EDGE, Frequenzversteigerung, GPRS, GSM, LTE, Netzausbau, Runde 31, UMTS
20. April 2010 um 10:37 |
Hallo Henning,
wie geht die Versteigerung von statten?
Je Frequenzbereich werden mehrere Ausstattungen angeboten, die die Gebote der Betreiber ausweisen. Je Runde neue Preise. Steigern sich die Gebote additiv oder ist es das Gebot, das am Ende, wenn keiner mehr bietet zu zahlen ist? Für diesen Fall sind die einzelnen überhaupt nicht aussagefähig, weil zwischenzeitlich überholbar. Oder?
Im Grunde genügt es beispielsweise o2, wenn sie einen Block des 800-er Frequenzbereichs ergattern?
Gruß
nordwind
20. April 2010 um 10:39 |
Was bedeuten „konkret“ und „abstrakt“?
3. Mai 2010 um 20:40 |
Hallo,
konkret bedeutet von Frequenz A bis Frequenz B. A und B liegen bereits vorher fest.
Abstrakt bedeutet, es sind z.B. 5 MHz, die genaue Frequenz wird erst nach der Versteigerung festgelegt, z.B. das zwei Blöcke nebeneinander liegen können.
Auf http://www.bundesnetzagentur.de wird das recht gut erklärt.