Mobilfunk als Klumpenrisiko?

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Der gestrige Dienstag wird bei der Swisscom in keiner guten Erinnerung bleiben. Gegen 7:30 ist das mobile Datennetz bis auf wenige Ausnahmen faktisch ausgefallen. Die Kunden konnten keine mobilen Dienste mehr nutzen, die eine GPRS/EDGE oder UMTS Datenverbindung gebraucht haben. Selbst der MMS Dienst war damit ausgeschaltet. Im späten Nachmittag wurden die Systeme dann nach und nach wieder hochgefahren.

Die Swisscom machte aus Sicht der Unternehmenskommunikation keine gute Figur. In diversen Blogs, auf Facebook und Twitter beschwerten sich Nutzer darüber, dass es über die Störung keine Kommunikation gegeben hat. Erst gegen 13:00 tauschte die Swisscom das Banner mit Werbung für das „beste mobile Datennetz“ gegen eine Störungsmeldung auf der Homepage aus. Die Hotline war da schon zusammengebrochen.

Viel wichtiger ist in meinen Augen aber die Betrachtung der Nebenschäden, die durch diesen Ausfall entstanden sind. Teilweise kam man sich vor, als wäre die Zeit rückwärts gelaufen. Bei den SBB konnten unterwegs keine Fahrkarten mehr gekauft werden, Fahrplanauskünfte waren nicht mehr möglich, in Restaurants fielen die Bezahlterminals aus, WLAN Hotspots konnten sich nicht mehr mit dem Internet verbinden. Der extrem hohe Marktanteil der Swisscom hat sich hier als grosses Klumpenrisiko in der Wirtschaft erwiesen. Die Dienste, die ihre Daten über die Netze von Orange und Sunrise beziehen, konnten in der Zeit weiterhin genutzt werden, doch sind diese eben in der Minderheit.

Für die Allgemeinheit mag dieser Ausfall ein kleiner, aber wahrscheinlich wichtiger Warnschuss gewesen sein. Die heutige Welt ist extrem abhängig von Handys und mobiler Datenkommunikation geworden. Mobilfunk steckt heute in Geräten, wo er vor Jahren noch nicht genutzt wurde. Die Parkuhr meldet die aktuelle Belegung per Funk, die Züge werden per GSM-R ferngesteuert, die Container können ihren Standort bestimmen und das praktische Bezahlterminal im Restaurant fragt direkt bei der Bank nach, ob die Daten passen. Ein Ausfall der Netze oder ein Kampf gegen diese Netze kann unerwartete Nebenwirkungen haben. Neben Diversifizierung, also dem verwenden von verschiedenen Anbietern, wird es immer wichtiger, dass diese Anbieter die Qualität der Netze nicht nur in der Werbung kommunizieren, sondern sich wieder darauf besinnen, die Qualität auch zu liefern.

Für die Swisscom ist es natürlich eine besonders ärgerliche Panne. Der Hauptgrund für die vergleichsweise hohen Preise der Swisscom war und ist gerade die Qualität der Dienste. Dieses Image ist nun zumindest ordentlich verkratzt.

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4 Antworten to “Mobilfunk als Klumpenrisiko?”

  1. harry Says:

    Als Entschädigung erhalten nun alle Kunden von Swisscom, die am Dienstag das mobile Datennetz genutzt haben oder nutzen wollten, eine Gutschrift über zehn Schweizer Franken.

  2. hrgajek Says:

    Am 18.11.2010 landete auf meiner Schweizer Swisscom Natel Easy (Prepaid) folgende SMS: „Aufgeladener Betrag CHF 10.00“. Ziemlich verwundert – ich hatte keine Aufladung veranlaßt – las ich die zweite SMS:

    „Gerne laden wir Ihr Guthaben um CHF 10.00 auf als Entgegenkommen für die Netz-Störung vom 09.11.2010. Danke für Ihr Vertrauen. Swisscom“

    Ich habe schon einige Netzstörungen in Deutschland erlebt. An eine solche Geste (10 CHF sind ca. 6,70 EUR) kann ich mich nicht erinnern. Ich war vom Netzausfall auch nicht betroffen (Die Karte roamt meistens in .de und ich hatte mich auch nicht beschwert.) Aber diese Geste bestärkt mich in meiner Wahl und ich werde diese Karte weiter einsetzen (und auch aufladen 🙂 So funktioniert Kundenbindung!

    • Ralph Says:

      Zum Thema Kundenbindung kann ich Dir da nur zustimmen,
      ich gehöre übrigens zu den Unterprivilegierten und bekam keine Gutschrift

  3. Bernd Zimmer Says:

    Also ich verstehe nicht der Wind der um diese Sache nun gemacht wird. Es kann kein Anbieter eine 100% Verfügbarkeit Erreichen. Ich erwarte es auch nicht. So wenig wie ich erwarte das während der Fahrt eine 100% Netzverfügbarkeit besteht. Ich denke Telefonieren während der Fahrt ist verzichtbar und nicht lebensnotwendig. KEINER kann mir erzählen das er wenn er ein Telefonat nicht machen würde das er morgen NICHT mehr leben würde oder das für ihn die Welt untergeht. Ich finde viele Kritiken unangebracht vor allem telefonieren während der Fahrt insbesondete telefonieren WÄHREND MAN SELBST FÄHRT.

    Und wenn mal was ausfällt würde ich sagen: Nicht schlimm. Passiert mal. Es sind auch nur Menschen. Und gegen bissle ruhe kann man ja auch nichts einwenden.

    Zum Thema Kundenbindung: Bei T-Mobile hab es auch mal ein Netzausfall Bundesweit in Deutschland. War Glaub ich 2009 wenn ich mich nicht irre. Dafür hat T-Mobile an einem Sonntag kostenlose SMS in alle Netze angeboten. die ich natürlich etwas genutzt habe 🙂

    Allem in Allem find ich die Mobilfunknetze in Ordnung. jeder der 4 hat vor und nachteile. Die man für sich selbst abwägen muss. Und wer umziehen tut kann sich vorher umschauen was für netze in seinem neuen wohnort gibt und gegebenfalls sich dann noch für eine andere wohnung/ort entscheiden. so wie ich es getan hab mit DSL. Musste ja Ehh umziehen und bin dann in einen Ort gezogen wo es DSL16.000 gab und musste mich nicht mehr mit DSL 386 rumärgern.

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