Vorweg, ich nehme direkt die Spannung heraus: er geht wieder.
Meine Rundreise zum Wiederbeleben eines Telefonanschluss in Selma durch den Süden der Schweiz, der mich zu einem Swisscom Shop führte und vielen Telefonaten, hat am Ende doch ein gutes Ende genommen. Kurz, nachdem ich hier auf Henning’s Blog einen Artikel publiziert hatte, wurde Henning Gajek von der Swisscom kontaktiert und er leitete die Anfrage an mich weiter. Wer die ganze Vorgeschichte noch einmal lesen mag, gerne hier entlang.
Eine Mitarbeiterin der Beschwerdestelle nahm sich des Themas daraufhin an und gemäss meinem Kenntnisstand hat der Internet- und Telefonanschluss im Ferienhaus einige Tage später wieder funktioniert. Wenn ich die Aussagen richtig interpretiere, dann gab es ein Problem im Backbone dahingehend, dass es nicht in der Lage war, den Router zu identifizieren und ihn mit den korrekten Konfigurationsdaten zu versorgen.
Die Aussagen der jeweiligen Hotline Mitarbeiter ergeben im Nachhinein auch wieder Sinn. So war der Softwarestand des ersten Routers tatsächlich so alt, dass er mich auf eine Webseite leiten wollte, die es so gar nicht mehr gab. Oder die Mitarbeiterin, die einen Ortswechsel einleiten wollte. Sie wollte dies tun, da in einem Teil der Kundendaten ein Strassenname erfasst war, der zu Bauzeiten des Gebäudes korrekt war, nun jedoch falsch.
Da das Reaktivieren des Anschlusses dann doch ein paar Tage dauerte, vermute ich, dass jemand an der Hardware Arbeiten durchführen musste. Und das wiederum ist in der Gegend zumindest spannend. Am Foto oben ist zu erkennen, wo das Dorf eigentlich liegt, von dem wir sprechen. Selma war bis vor kurzem eine eigenständige Gemeinde in einem Tal im Süden der Schweiz. Eine unheimlich malerische und eben auch weit entfernte Gegend. «Mal eben» am DSLAM den Restknopf drücken, ist nicht. Da ist man aus Bellinzona über eine halbe Stunde unterwegs. Und das auch nur, wenn kein Schnee liegt, kein Felsen die Strasse versperrt oder der Fluss eine Passage verunmöglicht – alles schon gehabt.
Für Telekommunikationsanbieter stellt es eine Herausforderung dar, diese Gegenden zu versorgen. Nicht nur, dass es nicht rentiert – rechnen Sie mal, wie viel Umsatz im Monat sie mit einigen Duzend Einwohnern die Anbieter machen – es ist auch noch kompliziert. Die LTE Station per Glasfaser anzubinden, ist ein Traum. Schon ein Stromkabel kann herausfordernd sein. In Stammtischen wird immer gerne vom «besten» Netz gesprochen. Wenn Sie in einem solchen Tal Pech haben, dann ist es eine schwierige Situation, da es durchaus sein kann, dass auf der Länge eines Stammtischs, also zwei, drei Metern, die Netzstärken im Mobilfunk schwanken, oder eine Telefondose gut oder schlecht angebunden ist.
Diese Erfahrung hat mich nun einige Dinge gelehrt. Einerseits ist eine Rückfallebene wichtig. In meinem konkreten Fall hat meine Yallo SIM Karte mir die Datenverbindung ermöglicht, die ich brauchte. Eine Swisscom oder Salt Karte hätte es auch getan, alle drei Anbieter versorgen den Ort gut – mit allen drei habe ich dort schon gearbeitet – und von allen drei Anbietern kann jeder, wenn es darauf ankommt, mit einem Ausweis in Minutenschnelle in einem Shop eine Prepaid Karte erhalten. Andererseits frage ich mich schon etwas, wie es eigentlich weiter gegangen wäre, wenn ich nicht der Sidekick von Henning Gajek wäre. Als ich Selma verlassen habe, war ich auf dem Stand, man müsse einen Umzug melden. Das hätte das Problem garantiert nicht gelöst. Wie viele Hotline Runden wären noch nötig gewesen?
Diese Zeilen schreibe ich nun aus dem Saarland. Hier bekam ich dieser Tage dann auch meinen «back-to-basic» Kurs. Das Haus, in dem ich sitze, ist mit FTTH angeschlossen, dennoch sind Netflix Streams teils nicht machbar und Uploads zum heimischen NAS dauern lange, sehr lange. Meine Fallbacks, die Netze von T-Mobile, Vodafone oder o2 (dank Roaming darf ich alle nutzen), sind allesamt ebenfalls erheblich langsamer als das, was ich in Selma erlebt habe. Und das in Sichtweite des Saarbrücker Flughafens – also mitten in der Zivilisation und nicht in einem entlegenen Ort.
Den digitalen Anschluss zu verlieren, ist manchmal entspannend, manchmal eben auch gefährdend für Innovation. Egal, ob im Saarland oder im Calancatal.
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